01. Juni 2024 – für den fußballbegeisterten Fan schon ein besonderes Datum: Der Termin des Champions League Finales – Wembley is calling!

Es bahnte sich Anfang Mai bei den Spielen des BVB gegen PSG an: Der BVB geht am 01. Mai 2024 zuhause in Dortmund mit 1:0 als Sieger vom Platz. Beim Rückspiel in Paris am 07. Mai 2024 steht das Unglaublich nach dem Abpfiff fest: Der BVB ericht das Finale im königlichen Wembley Stadion – WAHNSINN! Noch musste man sich einen Tag gedulden, bis klar war, ob Bayern oder Real Madrid der Gegner ist. Gegner am 01. Juni in London ist schließlich Real Madrid. Was ein Kracher!

Ohne große Erwartungen haben wir über unseren Fan-Club Karten beantragt und – tataaaa – wir haben tatsächlich (bezahlbare) Tickets bekommen! Ach Du Schreck, wie nun organiseren? Fliegen ab Düsseldorf? Keine Option, inzwischen sind die Flugpreise durch die Decke gegangen. Zug, Bus, Auto nehmen? Nein, direkt nach Rückkehr eines geschäftliches Auslandsaufenthaltes irgendwie 12 – 14 Stunden Reisezeit nach London in Kauf nehmen, einen Abend in der Stadt sein und mitten in der Nacht mit der gleichen Fahrzeit wieder retour. Das war nicht unser Wunsch und die folgende Arbeitswoche erlaubte das nicht. Hmmm…

Ein günstige Übernachtungsmöglichkeit haben wir schnell gefunden und zunächst einmal stornierbar gebucht. Dann bei einem Familien-Essen diskutierten wir das noch zwei Wochen entfernte Wochenend-Ereignis. Ich hatte eine Idee: Kurz mal auf ForeFlight die Distanz angeschaut und dann war es schnell klar: Wir nehmen die Cessna! Mit unserer TR182 ist die Distanz nach London in ca 2:30 Stunden zu fliegen. Also plane ich etwas genauer:

Unser Flugplanug nach London

Der geplante Flugweg von Dortmund nach Biggin Hill.

Zwei Übernachtungen haben wir reserviert. Folglich geht es Freitag mittags hin und Sonntag wieder zurück. Der ausgewählte Zielflugplatz Biggin Hill (EGKB) liegt nur 20 nautische Meilen südlich von London und ist für die allgemeine Luftfahrt gut anzufliegen. Er verfügt über eine 1.800 Meter lange Piste, mit ILS auf die Landerichtung 21. Das ist perfekt. Okay, der sensible Londoner Luftraum ist sehr dicht, aber nach Studium der Karte war alles plausibel und schien unproblematisch. Vom Flugplatz aus geht es mit Bus oder Taxi zum Bahnhof und ca. 30 Minunte später ist man an der Waterloo Station mitten in London!

Zuletzt war ich fliegerisch vor rund 10 Jahren in England. Es war damals schon kein Schengen-Land, aber heute – in Post-Brexit-Zeiten – ist Großbritannien nicht einmal mehr Teil der europäischen Union. Das bedeutet Zoll und Aus- und Einreiseformalitäten für beide Flüge.
Zudem erwartete ich, dass es Slots auf dem Flugplatz gegen könnte, denn wir sind vermutlich nicht die einzigen, die dort zu  diesem Ereignis hinfliegen wollten. Gut, dass es Leute gibt, die mehr wissen, als man selbst. Ich habe die Crew von der Sprouts GmbH (www.sprouts.aero) in Dortmund um Hilfe gebeten. Profis in der Flugplanung und ein Top-Dienstleister. Ruckizucki war alles da: Der Reiseplan, das GAR-Formular übermittelt, ein Slot für An- und Abflug. Und auch der Tank-Service war schon über unseren Bedarf informiert. TOLL!

Wie fliegen wir? VFR oder IFR? Lieber IFR. Doch es lag eine aktive Front über dem Ärmelkanal und im Bereich von Dover, die noch teils kräftige Niederschläge für uns bereit hielt. Leider guckt es sich ohne Radar so schlecht in IMC, daher war der Plan, so lange wie möglich VFR zu fliegen mit einem IFR-Flugplan als Backup.

Das Wetter war nicht so gut wie erhofft

Doch einiges an Wetter-Aktivität auf dem Weg nach Biggin Hill.

Wetteraktivität auf dem Weg von Dover nach Biggin Hill.

Dieses Wettergebiet musste auf dem Weg nach Biggin Hill durchquert werden.

Magere Bedingungen in Biggin Hill zu unserer Anflugzeit. Die Untergrenzen waren gerade hoch genug, dass wir den Circle to Land fliegen konnten

Teils kräftige Schauertätigkeit in Belgien ließ uns unseren Flugweg etwas nördlicher gestalten, wir erreichten schließlich den Ärmelkanal am COSTA (COA) VOR und flogen von dort ein paar Meilen küstenparallel, bevor wir am KONAN-Wegpunkt Richtung DOVER (DOV) VOR drehten. Bis zur Küste konnte der Flug tatsächlich unterhalb der Bewölkung durchgeführt werden, die Bewölkung sank jedoch deutlich ab, so dass der Flugweg fortan in IMC erfolgte. Es gelang an der Küste noch schnell ein aktuelles Radarbild per Handy zu bekommen, was für unsere weitere Planung hilfreich war.

Der Handover zu London Radar war unkompliziert und wir fühlten uns gut an die Hand genommen. Leider sagte uns das METAR Flugplatzwetter von Biggin Hill, dass es vermutlich nichts mit einem VFR-Anflug werden würde – prinzipiell kein Problem. Der ILS auf die Piste 21 ist kurz, da er durch Luftraumbeschränkungen aus nur 1.800 ft beginnt. Am Boden herrschte Nordwind mit 15 bis teils 25 Knoten. Daher Cloudbreaking über den ILS und dann das Circle-to-Land-Procedure auf die Piste 03. Soweit kein Thema. Bis der Cotroller sagte: „Biggin‘ won’t take you at the Moment – mit Broken 500 ist das Cloud Level knapp zu niedrig für das Circling-Procedure“. Doof – Alternate wollte ich nicht, das wäre logistisch schwierig geworden.

Es waren noch ein paar Minuten bis zum Flugplatz und die Schauer schienen weiter abzuziehen. Die Bewölkung lag ziemlich genau am Minimum für das Anflugverfahren. So vereinbarten wir mit Biggin Tower und dem Radar-Controller, dass wir den Anflug probieren und schauen, wann wir Sicht bekommen. Wir hatten ja Sprit genug und die Wettertendenz war besser werdend. Radar-Vektoren setzten uns auf den ILS, fully established und bei 1100 ft waren wir draußen. Die Sicht war gut, die Piste 21 lag vor uns. Rechts weg zum Gegenanflug auf die Piste 03, Queranflug, Endanflug, Landung. Hat alles prima geklappt.

Nach uns kamen dann weitere Jets, alle im gleichen Anflugverfahren. Wir stellten die Cessna am südöstlichen Vorfeld ab, der Tankwagen brachte uns wie bestellt Nachschub für den Rückflug und dann sind wir ab in die Stadt. Finale, wir kommen!

AIRWORK Cessna TR 182 am Biggin Hill Airport, London

In knapp zweieinhalb Stunden ist man mit der Cessna von Dortmund nach Biggin Hill geflogen.

Am Sonntag lagen deutlich bessere Bedingungen vor. In lockerer Bewölkung stiegen wir auf Flugfläche 80 und waren damit über der ab Belgien geschlossenen Wolkendecke in der Sonne unterwegs. Ebenso wie der Hinflug mussten wir Zoll und Aus- bzw. Einreiseformalitäten am Flughafen Dortmund durchführen. Ganz entspannt flogen wir den ILS auf Dortmunds Piste 24 und nach erfolgter Einreise dann die 10 Minuten zum Zielort Borkenberge zurück.

Abflug von Biggin Hill im schönsten Wetter

Der Flughafen von Biggin Hill ist hervorragend gelegen und an den öffentlichen Nahverkehr gut angeschlossen.

On-Top mit der Cessna TR 182 in FL 80 auf dem Weg von Biggin Hill nach Dortmund

Fazit: Neben dem wirklich beeidruckenden Ereigins des Spiels in Wembley und des sehr friedlichen Miteinanders der Fans beider Lager, muss man wirklich sagen, dass London nur einen Katzensprung entfernt ist. Biggin Hill ist ein toller Flugplatz und die Ground Operations sind sehr hilfsbreit und freundlich. Es war komplett unproblematisch.

Wegzehrung für die Mitfliegerin auf dem RückwegEinzige Verwunderung vielleich: Wir waren vermutlich das einigze Propellerflugzeug mit Kolbenflugmotor, was ich am Flugplatz Biggin Hill an diesem Wochenende habe fliegen sehen.

Die Zahl der Business-Jets und schnellen Turbinen-Einmots/Zweimots war beeindruckend und wir hatten eine Roll- und Wartezeit von insgesamt sicherlich 30 Minuten, bis wir auf der Piste 03 abheben und über das Standard-Departure-Procedure Kurs Richtung Dover setzen konnten.

Ach, und wenn schon der Pott nicht nach Deutschland ging, so haben wir wenigstens vom Team der OPS in Biggin Hill eine Mitflieger-Wegzehrung erhalten, mit der die Erinnerung an diesen wirklich tollen Trip aufrecht erhalten bleibt. Die leere Flasche jedenfalls hat einen Ehrenplatz auf meinem Flieger-Andenken-Altar bekommen ;-)

In welche Metropole fliegen wir als nächstes? Vielleicht Prag oder Paris ..